Fast 1,8 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Demenz, bis zum Jahr 2050 werden es nach Schätzungen der Deutschen Alzheimer Gesellschaft 2,8 Millionen, weltweit fast 140 Millionen sein. Grundsätzlich kann eine Demenzerkrankung in jedem Alter auftreten, hauptsächlich betroffen sind aber Menschen in höherem Alter. Das Wort Demenz kommt aus dem Lateinischen und beschreibt die Erkrankung sehr gut. Es bedeutet „ohne Geist“. Demenz ist gleichbedeutend mit dem Verlust des Gedächtnisses und allen im Laufe des Lebens erworbenen Fähigkeiten: Sprache, Auffassungs- und Denkvermögen, Wahrnehmung und Orientierung. Für Angehörige wird die Pflege und Versorgung von Demenzkranken zu einer echten Herausforderung, die ohne Hilfe kaum zu meistern ist.
Erste Anzeichen nicht verdrängen
Demenz entwickelt sich in der Regel schleichend. Erste Anzeichen für eine Demenzerkrankung sind unter anderem Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen und Wortfindungsstörungen. Das Kurzzeitgedächtnis ist gestört, die Merkfähigkeit beeinträchtigt. Die Krankheit verschlimmert sich, bis sich Betroffene im Endstadium gar nicht mehr eigenständig bewegen können. In über 60 Prozent aller Fälle ist eine degenerative Erkrankung des Gehirns, die sogenannte Alzheimer Erkrankung, die Ursache der Demenz. In 20 bis 30 Prozent handelt es sich um eine gefäßbedingte Demenz, verursacht durch örtliche Durchblutungsstörungen. Bei den restlichen Fällen liegt eine Kombination beider Ursachen oder eine andere Form der Demenz vor. Demenz sollte möglichst frühzeitig erkannt werden, denn durch entsprechende Behandlung kann die Lebensqualität der Betroffenen und damit auch ihrer Angehörigen noch entscheidend verbessert werden. Deshalb sollten Angehörige die ersten Anzeichen der Erkrankung nicht verdrängen und frühzeitig einen Arzt aufsuchen.
Professionelle Pflege im häuslichen Umfeld
Für pflegende Angehörige kann sich die Erkrankung zu einem Marathon entwickeln, der sie in jeder Hinsicht überfordert. Deshalb ist es wichtig, professionelle Beratungsangebote und Schulungen zu nutzen und sich umfassend über die Krankheit zu informieren. Auch Selbsthilfegruppen, die einen Erfahrungsaustausch mit anderen Angehörigen ermöglichen, können eine wertvolle Unterstützung sein. Wichtig in der Betreuung von Demenzkranken ist es, die eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten nicht immer hintenan zu stellen, sondern sich Phasen der Ruhe und Erholung zu gönnen. Wer sich eine professionelle Pflege für seine Angehörigen in einem häuslichen Umfeld wünscht, findet diese in einer Demenzbetreuung oder Wohngemeinschaft für Demenzkranke, wie sie beispielsweise der Pflegedienst Hessen-Süd im Raum Darmstadt versorgt. Diese Demenz-WGs werden häufig von den Angehörigen selbst betrieben und sind auf die besonderen Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner ausgerichtet.
Tipps für den Umgang mit Demenzkranken
An Demenz erkrankte Menschen finden sich oft in ihrer Umgebung nicht mehr zurecht. Sie verlegen Dinge, die sie dann nicht mehr finden. Sie erkennen Personen nicht mehr, sie ringen nach Worten, wandern ziellos herum, sind traurig und manchmal auch aggressiv. Als Angehöriger ist es schwierig, mit den Stimmungsschwankungen umzugehen und insbesondere mit anzusehen, wie ein naher Verwandter immer mehr an Selbstständigkeit einbüßt. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dem Erkrankten nicht jeden Handgriff abzunehmen, auch wenn man das gerne tun möchte. Vielmehr muss der Demenzkranke dazu angeregt werden, sich beispielsweise selbst anzuziehen, das Essen vorzubereiten oder aufzuräumen. Es gilt, die jeweils noch vorhandenen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten.
Mithilfe von Fotoalben, Andenken oder anderen Erinnerungsstücken lässt sich das Gedächtnis trainieren. Um die Kommunikation zu erleichtern, sind kurze, möglichst einfache Sätze nötig. Dabei sollte man Blickkontakt halten und geduldig bleiben. Diskutieren macht keinen Sinn, genauso wenig, wie auf Wutausbrüche oder Aggression zu reagieren. Besser ist in solchen Fällen für Ablenkung zu sorgen und die Aggressionsspirale frühzeitig zu unterbrechen. Um Schlafstörungen möglichst zu vermeiden, muss am Tag für genug Aktivität gesorgt werden, damit der Demenzkranke in der Nacht besser schlafen kann. Aber Achtung: Plötzliche Veränderungen im Alltag sorgen für Verwirrung. Ein strukturierter Alltag mit möglichst viel Routine dagegen verleiht dem Betroffenen die nötige Sicherheit. Wichtig ist, das Wohlbefinden des Patienten im Blick zu behalten. Dazu gehört eine regelmäßige Körperpflege genauso wie ausgewogene Ernährung mit gemeinsamen Mahlzeiten an einem hübsch gedeckten Tisch.
Die Wohnung den Bedürfnissen anpassen
Um Erkrankten das Leben in der bekannten Umgebung zu ermöglichen, muss die Wohnung auf die veränderten Bedürfnisse angepasst werden. Stolperfallen müssen beseitigt und dunkle Ecken ausgeleuchtet werden. LED-Leuchten mit Bewegungsmelder erleichtern den Toilettengang in der Nacht. Je weniger Möbel und Einrichtungsgegenstände in der Wohnung stehen, umso besser. Die Einrichtung muss jetzt praktisch sein, Dekoratives ist weniger gefragt. Alles, was der Orientierung dient, ist hilfreich. Beschilderungen von Räumen, Schränken und Schubladen helfen dabei, sich in der Wohnung zurechtzufinden. Und möglichst große Kalender und Uhren unterstützen die zeitliche Orientierung. Wichtige Dokumente gehören an einen sicheren Ort und die Wohnung sollte mit Rauchmeldern ausgestattet werden.
Verbliebene Fähigkeiten trainieren
Auch wenn es noch keine Heilung für Demenz gibt, können die verbliebenen Fähigkeiten trainiert und so eine Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden. Ergotherapeutische Behandlungen zielen beispielsweise darauf ab, Alltagsfunktionen zu erhalten. Musik- und Kunsttherapie helfen bei Aggression und Unruhe, die Lichttherapie bei Schlafstörungen. Sinnes- und Wahrnehmungsübungen, wie etwa das Ertasten und Riechen von Gegenständen, lassen Demenzerkrankte wieder am Leben teilnehmen. Die Übungen müssen aber an die individuellen Möglichkeiten des Betroffenen und die jeweilige Situation angepasst werden. So kann beispielsweise der Demenzkranke einmal besser am Morgen üben, ein anderes Mal ist er eher am Abend dazu bereit. Auf keinen Fall darf irgendeine Form von Leistungsdruck entstehen. Druck und Ungeduld sind grundsätzlich kontraproduktiv und können unter Umständen sogar zu einer Verschlechterung des Zustandes führen.